NanoBeam, PowerBeam usw. für HamNet einrichten

Hinweis: Ich übernehme keine Haftung für Schäden, Verluste, Probleme, Eheprobleme usw., die durch diese Anleitung entstanden sind oder entstehen werden. Diese Anleitung und die darin beschriebenen Arbeitsschritte dürfen nur von lizensierten Funkamateuren durchgeführt werden und nur im Bereich den Amateurfunkes Anwendung finden!

 

Inhalt

0. Voraussetzungen

1. Verbinden mit dem Gerät

2. Aufruf der Weboberfläche

3. Amateurfunk-Frequenzen freischalten

4. Gerät einrichten für erste Verbindung

5. Netzwerk konfigurieren für erste Tests

6. Erste HamNet-Seite aufrufen

7. Integration des HamNet-Gerätes ins eigene Hausnetzwerk

0. Voraussetzungen

Wie bei vielen "neuen" Dingen ist es erforderlich, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, ja noch viel mehr: beschäftigen zu wollen. Ohne den Willen, Sachen auszuprobieren, zu erforschen usw. wären wir heute nicht da, wo wir sind.
Es schadet außerdem nie, etwas neues dazu zu lernen.

Will man HamNet "machen" muss man sich ein klein wenig mit Netzwerktechnik auskennen, denn HamNet ist, wie der Name schon sagt, ein Netzwerk. Da die Hardware in 99,9% der Fälle nicht mehr selber gebaut wird, ist es das einzige, mit dem man sich beschäftigen muss. Man braucht sich nicht mehr um den Bau von HF-Baugruppen im GHz-Bereich kümmern, denn das ist alles schon fertig.
Außerdem ist es wichtig, wenn mal was nicht geht, sich entsprechend helfen um das Problem analysieren zu können.

Man muss wissen (das erkläre ich nämlich nicht hier):

  • Was ist eine IP-Adresse und wie kann ich sie einstellen?
  • Was ist ein Subnetz?
  • Was ist DHCP?
  • Wo kann ich sehen, welche IP-Adresse ich vom DHCP-Server bekommen habe?
  • Was ist ein Router?
  • Was ist PoE?
  • Man muss kapiert haben, warum und wie ungefähr sämtliche Netzwerkadaper und -karten im eigenen Rechner arbeiten.
  • Wie pinge ich eine Adresse an?
  • Wie baue ich eine SSH-Verbindung zu einem Teilnehmer bzw. einer IP-Adresse auf?
  • Was macht ein DNS?
  • In welchem IP-Netz befindet sich mein Heimnetz?
  • Welchen IP-Bereich teilt mein (Internet-) Router den angeschlossenen Geräten zu?

Könnt ihr eine dieser Fragen nicht beantworten, braucht ihr gar nicht erst weiterlesen, sondern macht Euch erst einmal über die genannten Punkte schlau.

Ich erkläre hier nur die Einrichtung von Ubiquiti-Hardware aus der "airMax"-Familie, also NanoStation, NanoBeam, PowerBeam, AirGrid o.ä. (im Folgenden nur "Gerät" genannt)
Die Einrichtung und alle Einstellungen werden über ein Webinterface durchgeführt, man ruft also mit einem Handelsüblichen Browser die IP-Adresse des Gerätes auf.

Alles klar? Los gehts!

1. Verbinden mit dem Gerät

Neben dem eigentlichen Gerät wird noch ein wenig Kram mitgeliefert, u.a. ein PoE-Adapter, der das Gerät mit Spannung versorgt. Man braucht also keine separate Spannungsversorgung zu dem Gerät legen, Daten und Spannungsversorgung passieren über ein und das selbe Netzwerkkabel.

Wir brauchen zwei Netzwerkkabel: eines stecken wir in die Buchse vom Gerät (bei der NanoStation Buchse "Main") und in die Buchse PoE vom PoE-Adapter und das andere in die Buchse "LAN" vom PoE-Adapter und in die Netzwerkbuchse vom PC.
Stecker vom PoE-Adapter in die Steckdose und kurz danach sollten ein paar der LEDs am Gerät leuchten und blinken.

Es empfiehlt sich übrigens fürs erste einen PC zu verwenden, der gerade nicht im WLAN oder sonst irgendwie mit anderen Netzwerken verbunden ist.  Zu oft kommt es vor, dass es Kollisionen mit dem vorhandenen Heimnetz kommt, da die IP-Adressbereiche gleich sind. Windows, ein Router o.ä. wissen dann nicht mehr, wohin was geroutet werden soll.

Außerdem kann man den aktiven Teil des Gerätes erst einmal auf dem Tisch liegen haben und nicht gleich auf den 25m-Gittermast unter den 40m-Fullsize-5-Elemente-Beam schrauben.

Für die Einrichtung des Gerätes wählt man für die Netzwerkkarte im PC eine IP-Adresse aus dem Bereich 192.168.1.x, also z.B. 192.168.1.88, Subnet 255.255.255.0. Nicht die .20 nehmen! Gateway ist erst einmal nicht notwendig.

Im Auslieferzustand hat das Gerät nämlich die IP-Adresse 192.168.1.20. Versucht nun mal, diese IP-Adresse anzupingen.
Solltet ihr keine Antwort erhalten, prüft bitte noch mal Eure IP-Adressen-Einstellungen. Ist hier wirklich alles ok, könnt ihr einen Hardware-Reset des Gerätes durchführen: bei eingeschalteter Spannungsversorgung in das kleine Loch (siehe Bedienungsanleitung, wo der "Reset"-Knopf ist) etwas Spitzes vorsichtig reinstecken und den Reset-Knopf so lange VORSICHTIG gedrückt halten (ca. 8 Sekunden), bis alle LEDs an dem Gerät anfangen zu blinken.
Damit setzt man das Gerät auf Werkseinstellungen zurück.

Anschließend muss das Gerät definitiv unter der 192.168.1.20 erreichbar sein! Wenn nicht: Fehlersuche im eigenen Netz (doppelt vergebene IP-Adressen usw.).

 

2. Aufruf der Weboberfläche

War der Ping erfolgreich, gibt man im Browser die IP-Adresse 192.168.1.20 ein. Nach einer Warnung, dass das Sicherheitszertifikat nicht passt, landet ihr auf der Login-Seite des Gerätes.

 


Login-Name: ubnt, Passwort: ubnt, Land und Sprache: DL


Zuerst prüfen wir die Firmware-Version auf der System-Seite. Die aktuelle Firmware könnt ihr auf ubnt.com (Products -> AirMax -> z.B. "NanoBeam", ganz unten: "Latest Software") runterladen und installiert sie auf Euer Gerät. Achtet auf eventuell gleiche Firmware-Typen, z.B. XW oder XM.

 

Bild: Firmware-Version prüfen auf "System"-Seite

Ist das passiert, macht das Gerät einen Neustart (dauert ein wenig), ihr loggt Euch dann wieder mit ubnt/ubnt ein, geht auf die System-Seite und wählt den Button "Auf Werkseinstellungen zurücksetzen" aus.

Bild: Button für Rücksetzen auf Werkseinstellungen

Danach erst einmal NICHT einloggen, wir müssen nämlich nun erst einmal...

3. Amateurfunk-Frequenzen freischalten

Geht auf

https://www.do4bz.de/index.php/news/91-ubiquiti-loesung-fuer-compliance-test

schreibt DG4OAE eine Mail, dass ihr mit Eurer Ubiquiti-Hardware HamNet machen wollt und den Compliance-Test dazu freischalten wollt. Bedankt Euch bei ihm, dass er zig Wochen seines Lebens damit verbracht hat, Ubiquiti davon zu überzeugen, dass das alles rechtens ist, was wir auf unseren Frequenzen treiben.
Er schickt Euch ein Formular, was ihr unterschreiben und ihm per Mail (eingescannt o.ä.) zurückschicken müsst.
Er antwortet mit der Anleitung, wie ihr den zwingend nötigen Compliance-Test freischaltet.

Habt ihr das durchgeführt, führt bitte direkt danach einen Neustart mit dem Befehl "reboot" in der SSH-Konsole durch.

4. Gerät einrichten für erste Verbindung

Weboberfläche aufrufen, einloggen mit ubnt/ubnt, als Land wählt ihr diesmal "Compliance Test".

Bild: Einloggen mit "Compliance Test" als Land

"System"-Seite aufrufen. Bei Gerätenamen das eigene Rufzeichen eintragen. Außerdem den Haken bei "Nach Aktualisierungen suchen" entfernen, dann "ändern".

Bild: Rufzeichen eintragen und Haken entfernen

 

Grundsätzlich frage das Gerät immer nach, ob man die Einstellungen erst testen oder gleich übernehmen möchte. Bei kritschen Änderungen (z.B. IP-Adressen usw.) sollte man erst einmal "Testen" wählen, denn dann bleibt diese Einstellung ca. 150 Sekunden aktiv und schaltet sich danach automatisch wieder in den vorhergehenden Zustand zurück. Sehr hilfreich, wenn man sich von dem Gerät ausgesperrt hat o.ä.

Will man die getesteten Einstellungen dauerthaft aktivieren, kann man das während der Testphase oben übernehmen.

Bild: Änderungen zum Testen oder direkt übernehmen ohne Testen

Manche Änderungen werden sofort übernommen, bei manchen Änderungen macht das Gerät einen Neustart.

"Wireless"-Seite aufrufen, Modus "Station" auswählen, dann Frequenzliste aktiveiren und die QRG des nächsten Einstieges auswähen (bei DB0AVH: 2397MHz), ebenso die Bandbreite (13cm: 5MHz, 6cm: 10MHz, ggf. abweichend). Anschließend Änderungen übernehmen, Neustart.

Bilder: Frequenz 2397MHz auswählen sowie Bandbreite und Leistung

Dann das Gerät auf den Mast, Balkon o.ä. bringen und schon mal z,B. anhand von Landmarken ausrichten.

Wieder einloggen, auf die Seite "Wireless" gehen und bei SSID "ändern" anwählen. Es öffnet sich ein neues Fenster (was der Browser erlauben muss!) und die Umgebung nach Access Points auf den QRGs abgesucht, die in der Frequenzliste angehakt worden sind.
Jetzt sollte der Einstieg erscheinen und wir können ihn Auswählen und mit "ändern" übernehmen.
Nun verbindet sich das Gerät mit dem Einstieg. Auf der "Main" Seite kann man Signalstärke usw. ablesen. Sie sollte besser als -75dBm sein.

Verbindung steht? Gut, weiter zum nächsten Schritt!

5. Netzwerk konfigurieren für erste Tests

Weboberfläche aufrufen und Seite "Network" auswählen.
Modus: Bridge.
Das heißt, es werden alle Daten, die von der HF-Seite reinkommen, direkt auf das LAN gelegt und umgekehrt. Ungefähr so, als ob wir uns mit unserem Netzwerkkabel direkt in den Digi einstöpseln.

(Es ist wichtig, dass man das verstanden hat!)

Bild: Einstellungen für den Bridge-Modus

Wieder ändern/übernehmen, Neustart.

Verbindung steht noch? Gut!

6. Erste HamNet-seiten aufrufen

Nun ändern wir die Netzwerkkarte unseres PCs, an dem das Gerät hängt, auf DHCP bzw. automatischen Bezug der IP-Adresse.
Der Rechner sendet nun übers LAN eine Anfrage aus und fragt, wer ihm eine IP-Adresse geben kann. Da wir den Modus "Bridge" ausgewählt haben, wird diese Anfrage über HF zum Digi gesendet und der Digi gibt eine freie IP-Adresse zurück.
Ob das passiert ist, können wir in den Einstellungen von der Netzwerkkarte sehen.

Jetzt sollte man schon eine Webseite im HamNet aufrufen können, z.B. die des lokalen Einstiegs. Bei DB0AVH ist das die 44.225.36.10

Glückwunsch, ihr habt es geschafft! Willkommen im HamNet!

Will man die Weboberfläche des Ubiquiti-Gerätes wieder aufrufen, muss man die IP-Adresse der PC-Netzwerkkarte wieder ändern (siehe Punkt 1).

7. Integration des HamNet-Gerätes ins eigene Hausnetzwerk

Wenn man nicht nur mit einem Rechner ins HamNet gehen möchte, sondern mit jedem beliebigen aus dem Heimnetz, muss man einige Dinge ändern. Außerdem möchte man ja vielleicht mit diesem Rechner auch ins normale Internet gehen.

Achtet bitte darauf, dass keine Personen bei Euch zu Hause, die nicht Inhaber der Amateurfunklizenz sind, ins HamNet gehen.

Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von Euch einen Router haben, mit dem ihr ins Internet geht.

HamNet-IP-Adressen befinden sich alle im 44er-Bereich, haben also das Format 44.x.x.x.

Z.B. Webserver DB0AVH: 44.225.36.10, Webcam: 44.225.36.14

Normalerweise bekommt der Router vom "normalen" Internet-Provider die Adresse des DNS mitgeteilt. Wenn wir diesem "normalen" DNS nun fragen "Wo ist bitte die Adresse 44.225.36.10 zu finden?" würde er antworten "Kenn' ich nicht!". Klar, denn die 44er-Nummern sind ja auch im HamNet zu finden, und das HamNet hat keine Verbindung zum normalen Internet.

Ziel ist es jetzt, den Router dazu zu bringen, alle Anfragen an das HamNet (also IP-Adressen aus dem 44er-Bereich) nicht in das normale Internet durchzureichen, sondern an den NanoBeam, PowerBeam o.ä. zu senden.

Und den NanoBeam o.ä. müssen wir dazu bringen, diese Anfragen, ggf. von mehreren Rechnern, zu verarbeiten und an das HamNet zu schicken. Er muss also auch als Router konfiguriert werden.

Also müssen folgende Schritte getan werden:

  • Den NanoBeam als Router einrichten. Der Router muss eine IP-Adresse aus dem Heimnetz-Adressbereich bekommen (bei FritzBoxen ist das z.B. der Bereich 192.168.178.x).
  • Eine feste, also statische Route einrichten, die die Adressen aus dem Bereich 44.x.x.x an den als HamNet-Router konfigurierten NanoBeam o.ä. mit der zuvor eingerichteten IP-Adresse leitet.